Aus dem Gemeindebrief
Andacht: Schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn
Pfarrerin Amina Bruch-Cincar
Ausgesprochen wird davon nur ganz wenig. Ist ja klar. Manchmal ärgert man sich hinterher, nicht schlagfertig genug gewesen zu sein. Manchmal bereut man eine kecke Bemerkung. Es ist nicht leicht.
Im Jakobusbrief steht: Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Jak 1,19
1. Schnell zum Hören. Ich denke oft, ich kapiere unfassbar langsam und vergesse schnell. Vom schnellen Hören kann bei mir leider nicht die Rede sein. Wenigstens kann man nachfragen. Auf die Gefahr hin, für etwas doof gehalten zu werden. Aber unter uns: Wer nicht klar und einfach erklären kann, hat es oft selbst nicht begriffen. Und noch eins: Hören ist sehr wichtig. Sie werden nie etwas Neues erfahren, wenn Sie die Leute nur zutexten! Hören Sie gut zu! Fragen Sie nach! Sie werden staunen, was für interessante Menschen um uns her leben. Und Ihr Gesprächspartner ist glücklich, dass jemand an seinen Gedanken und Gefühlen teilhat.
2. Langsam zum Reden. „Schalte dein Hirn ein, bevor du redest!“ Den Tipp kennen Sie selbst, gell? Besonders wenn es darauf ankommt, sollten wir manchmal lieber nichts sagen, selbst auf die Gefahr hin, für langweilig gehalten zu werden. „Dazu möchte ich mich jetzt noch nicht äußern. Ich muss nochmal drüber nachdenken.“ Denn: gute Gedanken kosten Überlegung und die braucht Zeit.
3. Langsam zum Zorn. Jaja, der Zorn. Da pocht es im Hals und der Verstand setzt aus. Jetzt zum Rundumschlag ausholen und allen mal richtig die Meinung sagen! Wie lustvoll! Oft genug traut man sich nicht (zum Glück) und wird dann nachts wach und feilt stundenlang an kühnen, vernichtenden Zornesreden. Kleiner Trost: Das geht vorbei. Bald schon legt sich die Aufregung und alle Beteiligten machen irgendwie weiter. Immerhin! Hätte ich meiner Rage freien Lauf gelassen, würde ich es viel länger bereuen und müsste mich entschuldigen, um am Ende zu verstehen, dass keiner, aber auch gar keiner zur Einsicht gekommen ist. Der Sturm im Wasserglas! Mit wilden Auftritten bekehrst du niemanden. Wenn du verstehst, dass eine Beziehung übel geworden ist, dann beende sie. Nicht im wilden Zorn, sondern ruhig.
Sommer: Zeit für die Familie, für Freunde, für Geselligkeit. Genießen Sie die gemeinsame Zeit. Entdecken Sie, was für interessante Leute um Sie her leben und hören Sie ihnen gut zu! In diesem Sinne: Haben Sie eine gesegnete Zeit!
Ihre Pfrn. Amina Bruch-Cincar