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Abschied Pfrn. Amina Bruch-Cincar

Meine lieben Leute, liebe Gemeinde! In dieser Nummer des Gemeindebriefs werde ich mich also von Ihnen verabschieden. Noch bevor dies Blättchen in den Briefkästen liegt, steht mein Schreibtisch bereits im Frankfurter Dominikanerkloster, wo ich von nun an als Prodekanin für Offenbach und die südöstliche Hälfte von Frankfurt den Gemeinden zur Hand gehe als Vorgesetzte der Pfarrpersonen und Ansprechpartnerin der Kirchenvorstände. Nach 18 Jahren in der Gemeinde, zuletzt in Zuständigkeit für den Offenbacher Nordosten, freue ich mich auf diese Aufgabe, der ich die letzten zehn Jahre meiner Berufstätigkeit widmen möchte.

Klar ist aber auch, dass ich mit Wehmut von hier weggehe. In den vergangenen Wochen ließ ich die Jahre 2003 bis 2022 nochmal auf mich wirken. Ich erinnere mich gut an die Einführung bei brüllend heißen Temperaturen. Die Farbe der Kirchenbänke verewigte sich auf weißendurchgeschwitzten Hemden. Pröpstin Trösken rann der Schweiß von der Stirn, aber sie bestand darauf, dass mein Talar bis unten hin zugeknöpft blieb. Zusammen mit Marlene (6) und Alissa (10) zog ich ins Pfarrhaus, nahm den Dienst auf, anfangs alleinerziehend, bis 2005 die Hochzeit mit Herrn Cincar kam, die mir den etwas tückischen Doppelnachnamen einbrachte. Na, Sie haben sich dran gewöhnt.

Die ersten Jahre waren sehr anstrengend. Freie Wochenenden hatte ich nur in den Ferien, sonst ging es Schlag auf Schlag, denn ich hatte viel vor und ein reichhaltiges Gemeindeleben forderte entsprechend. Ich erinnere mich an Familienfreizeiten, Skifreizeiten, die Kindergruppen, die ich selbst leitete, Gemeindefreizeiten ab 2005 jährlich (Magdeburg, Luckenwalde, Hamburg, Prag), Bibelseminare, anfangs teils sehr große Konfirmandenzahlen (ein Jahr mit 40 Jungen und Mädchen). Dazu kam, dass sich der Kirchenchor 2005 auflöste. 2006 gründete ich seinen Nachfolger, den Gospelchor, den Chorleiterin Ulrike Fausel mit den Jahren zu großen Leistungen anspornte. Der Chor wurde zu einem Pool von Engagierten für das Sommerfest und vieles mehr.

In diese Jahre fiel auch die Kirchenreno- vierung, die 2008 abgeschlossen wurde. Was zunächst als Austausch des Fußbodenbelags gedacht war, endete in einer völligen Umgestaltung mit Gutachten und künstlerischem Beistand durch Eberhard Münch. Der Gemeinde brachte dies alles nicht nur ein Gotteshaus, das sich sehen lassen kann, sondern auch die Erfahrung, dass wir mit gebündelten Kräften, Phantasie und Schaffensfreude Großes erreichen können. Die Fundraising-Aktionen, wie Schrottsammeln und Gustavs Beste, brachten uns Sympathien und großzügige Spenden ein – Zeichen dafür, dass die Bürgeler ihrer Kirche die Treue halten. Dankbar denke ich an alle, die damals mitgeholfen haben. Ihr seid eine tolle Truppe, mit der es richtig Spaß gemacht hat sich reinzuknien!

2009 begann etwas Neues: der erste lebendige Adventskalender. Erst sollte er ökumenisch aufgezogen werden, immer abwechselnd hier und dort. Leider gelang es der katholischen Gemeinde nicht, ausreichend Gastgeber zu finden. Sollen wir es bleiben lassen? Ich war im Zweifel und gab im Gottesdienst bekannt, dass sich gleich fünf Haushalte bereit erklären müssten mitzumachen, anderenfalls sagen wir ab. Und tatsächlich! Wir bekamen die Anzahl zusammen und damit startete eine lange Reihe stimmungsvoller und überaus geselliger Lebendiger Adventskalender.

Im Jahr 2010 starb unser liebes Gemeindeglied, Frau Änne Gölz, und hinterließ der Gemeinde ihr Haus. Wir ließen es zu drei Wohnungen umbauen und freuen uns über die langfristige finanzielle Sicherheit.

...die wir durchaus brauchten, denn auch die Sanierung des Gemeindehauses und des Hofes stand an, inzwischen ist ja alles fertig, aber bis dahin gab es viel zu planen und auszufechten.

Ach, so viel haben wir miteinander erlebt: da gab es die jährliche Etappe der Bonifatiusroute unter Leitung von Kaestners, seit 2012 den Sommernachtstraum (Ja, schon so lange!), die schönen und immer proppevollen Adventsnachmittage der Senioren mit Quiz (recht schwer musste es sein!), die Gott und die Welt - Konzerte (seit 2012). Drei Vikarinnen (Claudia Biester, Simona Lita und Anna Jung) haben die Gustav-Adolf-Gemeinde bereichert.

Die Frauenhilfe und Ruheständler wurden abgelöst vom gemeinsamen Seniorentreff, der sog. Geselligen Runde, deren Feder-führung ich getrost in die Hände von Ruth Sattler legen kann. Ökumenisch arbeiteten wir nach Pfr. Leilich nun gerne mit Pfr. Puckel zusammen. Die langen (!) und stimmungsvollen Osternächte wichen nun einer Folge von ökumenischen Pfingstmontags-Gottesdiensten im Nordosten, die Menschen in Rumpenheim, Waldheim und Bürgel zusammenbringt.

Das etwas eigenwillige Format der „Kaffeehauskonzerte“ seit 2015 verdeutlicht, was für mich in Bürgel besonders schön war: Dieser Kirchenvorstand und die Ehrenamtlichen lassen sich auch für richtig schräge Sachen begeistern. Sie wittern, wenn etwas nach Freude und Gemeinschaft riecht und machen einfach mit. Meine Lieben, das ist nicht selbstverständlich! Damit macht es großen Spaß, eure Pfarrerin zu sein. Ich danke euch von Herzen!

In all den Jahren gab es auch Menschen, denen ich auf die Füße getreten habe oder deren Erwartungen nicht erfüllt wurden. Das tut mir ehrlich leid. Bitte sehen Sie es mir nach!

In Zukunft werde ich noch gelegentlich hier Gottesdienste halten. Am Palmsonntag natürlich die Verabschiedung, danach aber noch Karfreitag und Ostern, Konfirmation und vermutlich noch mehr. Bis Ende August wohne ich noch im Pfarrhaus und ziehe dann nach Fechenheim, wo ich 2003 auch herkam. Als Prodekanin werde ich die nächste Pfarrperson einführen – sobald wir jemanden haben – hoffentlich noch in diesem Jahr.

Nun bleibt mir nur noch, euch zu danken für all die guten Jahre! Ich wünsche euch weiterhin Gottes Segen!


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