Andacht aus dem Gemeindebrief
Andacht: Gott lieben
Es gibt in der Bibel, in den Schriften zwischen dem Alten und dem Neuen Testament, noch einen Jesus: Jesus, Nachfahre des Sirach. Dieser Jesus hatte ein Buch geschrieben von „rechtem und weisem Leben“ (Jesus Sirach: Vorrede, 3). Es war in hebräischer Sprache verfasst. Dessen namentlich nicht bekannter Enkel übersetzte es im 2. Jh. v. Chr. in Ägypten ins Griechische, „damit auch alle, die in der Fremde aus der Schrift lernen wollen, ihr Leben nach dem Gesetz des Herrn richten können.“ (Jesus Sirach: Vorrede, 10b). (Verszählung nach Luther 1984)
Sirach möchte Weisheit entdecken, damit solche gute Lebensführung geschehen kann.
Lesen Sie einmal die ersten zehn Verse des ersten Kapitels des Buches Jesus Sirach – direkt nach der Vorrede!
Den Ursprung der Weisheit sieht Jesus Sirach in Gott selbst: „Das Wort Gottes in der Höhe ist die Quelle der Weisheit, und sie verzweigt sich in die ewigen Gebote. ... Er hat die Weisheit geschaffen durch seinen heiligen Geist; er hat sie gesehen, gezählt und gemessen und hat sie ausgeschüttet über alle seine Werke und über alle Menschen nach seinem Gefallen und gibt sie denen, die ihn lieben.“ (1, 5.9.10)
Hier wird von Jesus Sirach ein Weg zum Verständnis Gottes und der Welt aufgezeigt:
Ein Weg, der über Verstehen und Begreifen, über Denken und Analysieren, über Intellekt und Intelligenz hinausgeht.
Ein Weg, der all dies nicht ausschließt, aber auch nicht voraussetzt.
Ein Weg, der in eine andere Dimension führt.
Ein Weg, den der andere Jesus, Jesus der Christus, selbst beschritten hat: den Weg der Liebe, also der Öffnung und der Hingabe für Gott und - damit untrennbar verbunden – auch für die Menschen.
Diese Einsicht des Jesus Sirach mündet in das schöne Wort, das nun Monatsspruch für den September 2022 geworden ist:
„Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit“. (Jesus Sirach 1, 14)
Gott suchen und Gott finden – dem kann man sich denkerisch widmen. Das ist bereichernd und erfüllend. Theologie ist eine schöne Wissenschaft.
Gott suchen und Gott finden – das kann auch und erst recht durch eine Haltung geschehen, die Gottes Wesen entspricht: Liebe. Konkret: ein Leben, das Gott, Gottes Schöpfung, Menschen, Tiere, Pflanzen, „unsre liebe Erde“ (EG 424, Str. 1) mit Ehrfurcht und Respekt, mit Würde und mit Offenheit wahrnimmt.
Ich wünsche uns allen einen bunten und möglichst unbeschwerten Herbst und grüße Sie herzlich!
Ihr Pfarrer Andreas Strauch